Rumo fehlt mir

Rumo fehlt mir

Ich bin jetzt der einzige Hund in meinem Rudel. Meine Menschen sagen, Rumo ist im Hundehimmel. Was das sein soll, erklären sie nicht weiter. Sie sagen nur, er sei über die Regenbogenbrücke gegangen. Das ist so ein Begriff aus der Hundewelt. Fest steht: Rumo kommt mehr zurück.

Mein Kumpel hatte schon lange Probleme. Er spielte immer weniger mit mir. Rennen konnte er auch nicht mehr. Aber zum Kuscheln war er der Beste. Wie oft haben wir bei unseren Menschen im Wohnzimmer gelegen, dicht an dicht. Und wenn es mir allzu langweilig wurde, hat er dann doch mit mir gespielt. Am liebsten waren uns unsere Schnauzenspiele.

Das Hochkommen ist ihm zusehends schwerer gefallen. Und Treppen zu steigen – im Schachtelhaus meiner Menschen gibt es davon eine Menge – hat er schon vor einiger Zeit aufgegeben. Er war eben einfach nicht mehr gut zu “Pfote”.

Beim Spazierengehen konnte er super “Bei-Fuß” gehen, der alte Angeber Rumo. Er hatte ja auch mehr als 14 Jahre Zeit zum Üben. An mir meckert Frauchen bis heute immer noch rum. Ich bin halt zu neugierig, ich will immer schnell vorpreschen. Die Welt ist viel zu interessant, um mit meinem Kopf am Knie meines Frauchens zu bleiben. Und wie gut alles riecht!

Beim Apportieren üben konnte ich natürlich viel schneller rennen als Rumo. Nur wenn ich neben Frauchen sitzen musste, stibitzte er gelegentlich mein Dummy. Ich habe es ihm gegönnt.

Vor kurzem lief es mit Rumo immer schlechter. Ich konnte ihn gar nicht mehr motivieren, mit mir zu spielen. Rumo fraß kaum noch. Bewegen konnte er sich nur noch mit Mühe. Selbst wenn ich ihm meine Lieblingsspielzeuge vorbeibrachte, reagierte er kaum noch. Meine Menschen wurden immer trauriger. Ich konnte das ganz doll spüren. Letztendlich haben sie sich dann entschlossen, den lieben alten Rumo in den Hundehimmel weiterziehen zu lassen.

Sie vereinbarten nach Ostern einen Termin in der Tierklinik bei Dr. D. Den ganzen Morgen hörte ich sie traurig tuscheln und hin und her diskutieren. Dann setzten wir uns zu viert ins Auto. Die Strecke zum Arzt ist zum Glück kurz. Wegen Corona durfte ich nicht mit ins Behandlungszimmer.

Als ich nach wenigen Minuten mit Herrchen hineindurfte, lag Rumo friedlich auf dem Behandlungstisch. Ich leckte seine Schnauze, aber er rührte sich nicht. Ich versuchte es immer wieder. Ich lief um ihn herum. Er roch auch irgendwie anders. Egal was ich machte, er wachte aus seinem letzten Schlaf nicht mehr auf.

Rumo war mehr als nur mein Kumpel. Er war mein Vorbild. Rumo hat mir Ruhe und Sicherheit gegeben. Rumo wird immer einen großen Platz in meinem kleinen Hundeherzen behalten.

Nun muss ich ganz alleine auf meine Menschen aufpassen. Aber das schaffe ich!

Ein paar Erinnerungsbilder:

Heute wurde ich vergessen

Heute wurde ich vergessen

Was ist das nur für ein Rudel – vergisst einfach ihren Kleinsten. Ja! Ich meine mich! Ich wurde heute von meinem Herrchen Veit vergessen!

Wie es dazu kam? Ich erzähle es dir.

Meine Menschen frühstücken nur ganz selten. Heute wollten sie es aber gern.

Genau gegenüber unseres Hauses, auf der anderen Straßenseite, ist ein Bäcker. Wir müssen nur die Hauptstraße überqueren. Zum Glück ist bei uns auch direkt eine Kreuzung mit einer Ampel. Ein sehr sicherer Weg. Bald lerne ich noch, die Ampelt richtig zu lesen.

Der Bäcker hat auch einen kleinen Sitzbereich. Die Räume sind so groß, dass er zwei Eingänge hat.

Aber seit Corona ist es bei dem Bäcker so, dass der erste Eingang, an dem der „Hundepfahl“ ist, der Eingang ist und auf der anderen Seite der Ausgang.

Für die ganz Dummen, die die Schilder nicht lesen können, gibt es sogar große Pfeile auf dem Boden. Aber das haben die schon richtig toll organisiert.

Veit macht mich also fest und stellt sich in die Warteschlange. Während er dort ansteht lächelt er mir auch ganz lieb zu und sagt mir, wie brav ich bin. Ich warte ganz ruhig und geduldig. Ich weiß ja, dass es gleich weitergeht. Ich kenne das Procedere ja schon. Und wie gesagt, ich freue mich schon auf die Brötchentüte – sie zu tragen.

Veit geht rein, kauft seine Brötchen, geht hinten raus und – NEIN – er geht einfach über die Straße. Nicht einmal an der Ampel, nein einfach quer rüber! Frechheit. Einmal, weil er die Ampel nicht nutzt (sie ist ja auch nur 10 Meter entfernt), nein vor allem weil er mich vergisst. Er hat einfach nicht an mich gedacht!

Ich sehe das, wundere mich auch, denke mir aber, dass er sich vielleicht doch etwas dabei gedacht haben könnte. Vielleicht ist es ja eine neue Übung, um meine Steadiness zu prüfen. Oder aber es ist eine späte Rache für die vielen Löcher, die ich im letzten Sommer, als ein ein kleiner Welpe war, im Rasen gebuddelt habe.

Apropos Löcher: Veit ist ja auch ein bisschen dusselig. Kaum war es Mitte März ein wenig wärmer, rast er los, kauft Rasensaat und Dünger und versucht mit viel Mühe, den Löcherrasen wieder auf Vordermann zu bringen. Und er sprengt den Rasen auch ganz viel. Allerdings wurde es wieder sehr kalt. Oh welch Wunder, dass es Mitte/Ende März wieder kalt wird. Nun ja, da muss er wohl nochmal von vorn anfangen.

Wo war ich gerade? Ach ja, die späte Rache für die vielen Löcher im Rasen. Das kann natürlich gut sein. Aber echt jetzt? Ich dachte immer, er hat mich lieb und ich sei sein bester Kumpel. Zumindest sagt er das immer.

Was jetzt kommt, weiß ich von Frauchen Petras Erzählungen:

Veit kommt nach Hause und ruft mich. Findet mich aber nicht. Er ruft Petra zu, ob ich bei ihr sei. Petra verneint. Plötzlich ruft Veit zu Petra: „Oh nein, ich habe Barthy beim Bäcker vergessen“. Da hättest du mal Petra hören sollen. Wie sagen die Briten? „She was not amused“!

Ich habe es mir inzwischen vor dem Bäckerladen gemütlich gemacht und mich ins Platz gelegt. Ich habe tiefes Vertrauen zu meinen Menschen. Ich weiß genau genau, dass sie mich irgendwann abholen werden. Ich hoffe nur, dass mich in der Zwischenzeit nicht einfach ein anderer Mensch mitnehmen will. Da müsste ich mich dann gebührend wehren. Ich will nur zu „meinen“ Menschen. Auch wenn die mich manchmal ärgern, weil ich nicht das machen darf, was ich will, aber ich liebe sie.

So liege ich also ganz gemütlich an meiner Leine am „Hundepfahl“ und warte. Zum Glück musste ich das nicht lange. Es dauerte nur ganz wenige Minuten. Veit kam plötzlich um die Ecke geflitzt. Wenn man das überhaupt flitzen nennen kann. Aber das rechne ich ihm hoch an. Veit hat nämlich gerade ein ziemlich kaputtes Knie und schleicht eher wie eine Schnecke. Also – er kam und die Ecke „geflitzt“. Leichte Panik in den Augen.

Ich habe mich so sehr gefreut, ihn zu sehen. Und Veit ging es genauso. Und weil er sich so gefreut hat, wusste ich, dass dies weder eine Übung zur Steadiness, noch Rache für den Löcherrasen war. Er hatte mich einfach nur vergessen. Und das sagte Veit mir auch. Oh – was haben wir beide uns zusammen gefreut.

Zu Hause angekommen, war dann auch mein Frauchen Petra sehr erleichtert.

Erst einmal frühstücken wir alle. Rumo und ich bekommen unser Futter und meine Menschen setzen sich gemütlich bei einer Tasse Kaffee hin und essen ihre leckeren frischen Brötchen.

Dieser Tag hat heute früh wirklich schon sehr aufregend angefangen. Mal sehen, was der Rest des Tages noch so alles bringen wird.

error: Geschützer Inhalt / Protected Content