Meine Kumpel vom Hundekurs

Heute möchte ich dir meine Kumpel und Kumpelinnen vorstellen. Na ja, spielen dürfen wir leider nicht miteinander, aber wir trainieren gemeinsam. Wir trainieren für die Begleithundeprüfung. Ich habe Dir ja schon ein wenig dazu erzählt. In meinem Bericht „Ich habe Konkurrenz: Connor“. Connor ist ja auch dabei. Connor ist einer der Hunde unserer Trainerin Sylvia Pieschel und übt mit meinem Herrchen Veit.

Also trainieren wir Hunde fleißig und ganz brav mit unseren Menschen für die Prüfung. Damit unsere Menschen auch genau wissen, was sie machen müssen. Sie müssen ja diesen seltsamen langweiligen Parcours mit uns laufen. Und dabei zu bestimmten Zeiten klar vorgegebene Sachen machen. Zum Beispiel normal gehen, leicht laufen, gaaaanz langsam gehen, stehen bleiben, Kurven laufen, Drehungen machen usw. Sie müssen uns Hunden dabei deutlich über ihre Körpersprache und Kommandos zeigen, wann wir uns hinsetzen, uns hinlegen und auch länger liegen bleiben müssen. Oder einfach nah neben ihnen herlaufen sollen.

Das alles müssen unsere Menschen gut üben, damit sie bloß keine Fehler machen. Sonst fallen sie nämlich durch die Prüfung. Ist ja klar: Wir Hunde können das alles ja schon. Wir müssen halt nur auf unsere Menschen achtgeben. Damit wir auch ja kein Signal übersehen.

Obwohl diese Überei manchmal ganz schön langweilig und ermüdend ist (wir müssen halt immer das Gleiche machen), sind wir so nett und machen das alles brav mit. Die Menschen nennen das auch „Unterordnung“. Wir Hunde sagen uns: Mannomann, brauchen die Menschen lange, bis sie das alles kapiert haben. Hier kannst Du nachlesen, was sie so machen und können müssen. Aber wie gesagt, wir sind so lieb und helfen unseren Menschen – wir machen das mit, weil wir sie liebhaben. Wir Hunde wollen ihnen doch gefallen, wir wollen, dass sie glücklich sind. Wenn dann etwas gut funktioniert, freuen sie sich auch immer so schön. Und wir Hunde bekommen ein Leckerchen.

Aber heute war es mal ganz anders. Heute hatten wir richtig viel Spaß. Ganz besonders unsere Menschen. Unsere Trainerin Sylvia denkt sich auch immer wieder lustige Übungen für uns aus. Obwohl ich ahne, dass hinter den lustigen Übungen auch ein klarer Übungsgedanke steckt. Für unsere Menschen selbstredend. Sylvia weiß schon ziemlich genau, was sie macht.

Also heute: Nachdem wir unsere (für uns Hunde) langweiligen Standardübungen zur Unterordnung gemacht haben, stellt Sylvia eine große schwarze Plastiktonne in die Mitte unseres Übungskreises. Es ist immer ein Hund in der Mitte und die anderen laufen mit ihren Menschen im großen Kreis drum herum. Der Hund in der Mitte muss: Vorderpfoten auf die Tonne, Hinterläufe hinterher und auf der Tonne sitzen. Und dort auch still sitzen bleiben. Ja. Das hört sich leicht an, ist es aber nicht. Connor hat das, wie sollte es auch anders sein, schnell und super umgesetzt. Eine kleine Starthilfe – und zack sitzt der Streber auf der Tonne. Danach bin ich dran.

Ich muss die Tonne aber erst einmal erschnüffeln und erkunden. Mein Frauchen Petra ist so lieb und hebt die Tonne kurz an. Sie dreht sie auch um, so dass ich drunter gucken kann. Ich muss ja schließlich sicherstellen, dass da nichts Gefährliches lauert. Nun ja, so ganz geheuer ist mir das Ganze nicht. Aber mit Leckerchen schaffen Petra und Sylvia es, dass ich auf die Tonne gehe und mich sogar setzte.

Ich sitze also auf der Tonne und verfolgte das Spektakel um mich herum leicht irritiert. Eigentlich und am liebsten möchte ich ganz schnell wieder runter. Aber ich halte tapfer durch. Nacheinander kommen alle dran.

Und wie kerzengerade und grazil die Mädels, Lotte und Cara, auf der Tonne sitzen. Ganz damenhaft. Wie Models. Auch Cayden macht das ganz tapfer. Er sitzt ganz entspannt auf der Tonne und sieht aus wie ein Sir. Sehr elegant.

Sylvia hat uns fotografiert. Sieh selbst. Wenn Du auf ein Bild klickst, bekommst Du die Slide-Show und siehst uns alle in voller Größe.

Während wir die Übung mit der Tonne machen, sitzt da so ein komischer roter Teufel am Rand in einem der Stühle. Er schaut uns reglos zu. Wer ist das? Was will er? Den kenne ich nicht.

Plötzlich sitzt der Teufel im Gras und lauerte auf uns. Sylvia hat ihn dort hingebracht. Ich habe es genau gesehen. Erst gehen mein Frauchen Petra und ich an ihm vorbei. Danach setzt Petra mich ihm gegenüber ab, geht an ihm vorbei und stellt sich mir gegenüber auf. Der Teufel sitzt zwischen mir und Frauchen Petra. Sie ruft mich. Ich soll am Teufel vorbei und zu Petra rennen. Und – war doch klar – dabei den doofen Teufel ignorieren.

Aber nicht mit mir! Ich muss doch erstmal schauen, ob ich mit diesem komischen Viech spielen kann. Aber recht schnell ist klar, er will einfach nicht mit mir spielen. Zack, also nehme ich ihn kurzerhand mit und bringe ihn ganz stolz zu Petra. Zwischendurch versuche ich noch, diesen doofen Teufel ordentlich durchzuschütteln. Denn er könnte ja noch leben. Damit mache ich ihm dann endgültig den Garaus.

Nun ja, Petra ist nicht wirklich begeistert. Obwohl ich wirklich riesig stolz bin. Aber dann lobt sie mich doch. Auch weil die anderen Menschen es ganz toll von mir finden, dass ich ihr den Teufel bringe. Wow, was bin ich stolz! Ich will so gerne noch weiterspielen. Mit dem Teufel und mit Petra. Aber das geht leider nicht. Meine Kumpel sind ja auch noch dran und warteten schon voller Vorfreude.

Das Gute ist, dass meine Kumpel auch erst einmal den Teufel beschnüffeln, bevor sie zu ihren Menschen rennen. Außer Theo und Connor, die beiden Streber. Theo rennt stur an dem Teufel vorbei und auf direktem Weg hin zu seinem Frauchen Claudia. Ja, ja und natürlich Connor, der alte Oberstreber. Connor rennt auch direkt auf Veit zu. Und Veit? Der freut sich und ist ganz stolz. Genauso wie Connors Frauchen Sylvia. Ich fand das jetzt nicht soooo toll. Vor allem, weil Veit sich (mal wieder) so über Connor freut. Na ja, so ein bisschen Wettbewerb muss schon sein. Aber sonst halten wir Rüden immer zusammen.

Das ist ein toller Vormittag heute. Wir Hunde sind müde aber glücklich, und unsere Menschen haben alle gute Laune.

Danke, liebe Sylvia.

Wir retten zwei Entenbabies

Unser allmorgendlicher Spaziergang steht an. Wir gehen los. Meine beiden Menschen Petra und Veit, mit mir an der Leine.

Morgens gibt es zwei Runden, die wir normalerweise gehen. Wir gehen aus dem Haus und einfach geradeaus. Hier sind wir nach knapp 30 Metern schon am Feld. Meistens, wenn wir keine anderen Hunde treffen, nimmt Frauchen Petra mir auch direkt die Leine ab. Ich höre inzwischen ja schon ziemlich gut, wenn meine Menschen mich rufen. Meistens zumindest. Und wenn ich will und nichts Besseres zu tun habe.

Der zweite wäre der lange Weg zum Feld. Der nervt morgens allerdings ein wenig. Ich will mich ja gern schnell lösen (so nennen die Menschen das „Hunde-Geschäft-Machen“). Denn die Nacht ist ja gerade rum – und Du als Mensch musst morgens schließlich auch als erstens die Toilette aufsuchen. Aber dieser Weg ist ziemlich lang. Wir müssen zuerst etwa 800 Meter laufen, bis wir endlich am Feld sind. Dort darf ich dann auch frei laufen und meine Geschäfte verrichten. Was bin ich froh, dass ich ein „Landei“ bin. Ich klage auf ganz schön hohem Niveau. „Langer Weg“ mit 800 Metern zum Feld. Was sollen denn da die Stadthunde sagen.

Ja, ich weiß, Du siehst oft Hunde, die auf den Straßen an Bäume, Zäune, Hauswände, Mauern oder sogar an Autoreifen pinkeln. Oder ihre Haufen auf den Fußwegen hinterlassen. Ich darf das nicht. Auch wenn das oft noch so verführerisch riecht und ich dort unbedingt markieren möchte. „Markieren“ heißt, dass wir Rüden den Geruch eines anderen Hundes wahrnehmen und wir nochmal einen „obendrauf“ setzen wollen.

Das Markieren ist bei uns Rüden, vor allem wenn Du ein so potenter und starker Rüde bist wie ich, ganz normal. Aber NEIN, meine Menschen vermiesen mir das. Ich darf das absolut nicht. Nun ja, schade, aber irgendwie kann ich es verstehen. Manchmal, wenn sie gerade mal nicht aufpassen, mache ich das heimlich. Ich muss doch den anderen Hunden aus der Nachbarschaft klar und deutlich mitteilen, dass ich hier war. So. Das dazu. Nun aber zurück zur Entenfamilie.

Vor ein paar Tagen also nehmen wir mal wieder den (für mich morgens) doofen langen Weg. Wie immer, ist Frauchen Petra das andere Ende meiner Leine. Allerdings kommen wir nicht weit. Nach ein paar Metern sehen wir eine Entenfamilie. Oh wie süß. Die kleinen Entenbabies sind wirklich noch ganz klein. Sie sind wohl gerade erst geschlüpft. Und so flauschig. Ich zähle die Entenmama und fünf flauschige kleine Küken. Sie watscheln vor uns her. Ich bin ganz aufgeregt. Denn ich sehe das zum ersten Mal und will ihnen ganz schnell hinterher. Petra kann mich kaum bändigen.

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie bekommen die kleinen Enten wohl ein wenig Panik. Sie rennen vor uns weg. Es kommt ein Haus mit einer Einfahrt zu einer Garage. Dort watscheln sie flink rein. Das Haus hat ein Kellerfenster. Darauf steuern sie zu und – NEIN – schwupps landen zwei der kleinen Küken im Kellerschacht.

Veit filmt mich die ganze Zeit (wohl, weil ich vor Aufregung so an der Leine ziehe) und nimmt das alles auf. Schau dir mal den kleinen Film unten an. Aber als die Entenküken fallen, hört Veit sofort auf zu filmen. Er rennt zu ihnen hin. Veit ist wirklich sehr tierlieb. Er versucht, die kleinen flauschigen Küken rauszuholen. Keine Chance. Der Kellerschacht ist mit einem Gitter gesichert und dieses ist verschlossen. Petra hält mich an der Leine fest. Ich bin immer noch sehr aufgeregt. Ich merke auch die Aufregung meiner Menschen. Schließlich geht es darum, zwei Entenbabies zu retten.

Petra klingelt an der Haustür. Nach einer Weile kommt der Bewohner heraus. Was für ein Glück, denn normalerweise ist er morgens um diese Zeit schon bei der Arbeit. Die beiden reden miteinander.

Veit übernimmt mich und macht mich am Zaun fest, an der Straße und weg von der Entenmama.

Die Entenmama und ihre drei übrigen Küken machen einen ganz schönen Krach. Sie sind ziemlich aufgeregt. Das wäre ich auch, wenn meiner Familie so etwas passieren würde.

Plötzlich ist Petra weg. Sie ist mit dem Hausbewohner in den Keller gegangen. Beide kommen kurz darauf wieder raus. Jeder hat ein Entenküken in der Hand. Sie setzen die Kleinen vorsichtig auf dem Boden ab und die beiden Küken rennen ganz aufgeregt zu ihrer Mama.

Nun sind sie als Familie wieder vereint und watscheln gemeinsam die Straße entlang. Und weil die Entchen dabei so niedlich sind, haben meine Menschen das auch nochmal gefilmt (den Auszug siehst Du am Ende des Films).

Das war unsere gute Tat an diesem Tag. Wir haben zwei kleine Entenküken vor dem sicheren Tod gerettet. Ich bin stolz auf meine Menschen.

Keiner versteht mich

Ich weiß nicht. Es ist seltsam. Meine Menschen verstehen mich einfach nicht mehr. Ich bin doch soooo arm dran.

Warum? Ach ja, ich bin wohl gerade mal wieder in einer weiteren Pubertätsphase angekommen. Glaubst du nicht? Doch. Das gibt es nicht nur bei den Menschen, ja, auch bei uns Hunden. Ich wusste das auch nicht. Aber anstrengend ist es. In der Zeit ist bei uns Hunden das „Gehirn wegen Umbau geschlossen“. Sagen die Menschen.

Die erste Phase kam, als ich etwa 7 Monate alt war. Erinnerst du dich? Ich wollte meinen Menschen unbedingt zeigen, dass ich der Rudelführer sein will. Da habe ich doch meinem Frauchen Petra aus reinem Protest auf den Schuh gepinkelt. Die ganze Geschichte dazu findest du hier, in meinem Beitrag „Heute habe ich Mist gebaut„.

Ich habe diese Zeit ganz gut gemeistert. Meine Menschen waren ja auch wirklich lieb und geduldig (meistens zumindest) mit mir. Als diese Phase endlich vorbei war, etwa 4 Wochen später, hat sich alles beruhigt. Ich hatte meinen Platz gefunden und diesen akzeptiert. Ich fühlte mich rundherum wohl. Alles lief gut. Bis zur nächsten, der zweiten Welle.

Die kam, als ich ein gutes Jahr als war. Damals war ich das erste Mal in meinem Leben ziemlich verliebt, ja sogar liebeskrank. Wir haben doch so viele Hündinnen in der Nachbarschaft. Die haben plötzlich und fast alle zur gleichen Zeit unglaublich gut gerochen. Erinnerst du dich? Auch das ist eine eigene Geschichte. Die kannst du hier lesen: „Ich bin verliebt„. Auch das habe ich gut überstanden.

Übrigens, ich bin jetzt wirklich groß. Ich bin jetzt schon 16 Monate alt und fast erwachsen. Ich bin ein großer, starker Rüde. Das finde ich ganz toll. Und das zeige ich auch allen, vorzugsweise anderen Rüden.

Aber jetzt? Gerade passiert wieder irgendetwas Komisches mit mir. Ich verstehe es selber nicht. Soll jetzt alles wieder von vorne losgehen, nur halt noch schlimmer? Ich merke selber, dass ich gerade alles in Frage stelle. Und was meine Menschen von mir wollen nehme ich sehr gerne als „netten Vorschlag“ an. Mehr aber auch nicht. Ich kann schließlich selber entscheiden, was ich will und was mir Spaß macht. Da brauche ich niemanden, der mir sagt wo es „lang geht“. So. Das muss mal gesagt sein.

Aber ich bin ja nicht per se nur stur weil ich stur sein will. Na ja, ich gebe es zu. Es gibt Situationen, da weiß ich einfach nicht mehr, was meine Menschen gerade von mir erwarten oder was ich machen soll. Zum Beispiel bei der Dummyarbeit. Eigentlich kann ich das ja schon ganz gut. Aber neulich war ich ganz verwirrt. Glücklich bin ich dann nicht. Das kannst Du mir glauben.

Ein Beispiel: Vor ein paar Tagen merkte ich, dass da mal wieder irgendetwas mit mir passiert. Es war bei der Dummyarbeit am Nachmittag. Eigentlich klappt das gerade ganz super. Petra und mir macht es riesigen Spaß. Ich habe auch schon eine ganz Menge toller Kommandos und Aufgaben gelernt. Petra kann mich links, rechts und geradeaus einweisen. Ich kann Markierungen in kürzeren Distanzen laufen. Auch das Kommando „Back“ kenne ich. Und im Wasser bin ich eh der Held.

Was ist also passiert? Petra macht mit mir wieder unsere tollen Dummyübungen. Es macht mir ganz viel Spaß und ich bin mit viel Energie dabei. Zum Abschluss weist Petra mich am Waldrand „rechts“ ein. Plötzlich sehe ich Veit. Er war vorher nicht da. Er steht an der Seite und schaut zu. Und da habe ich ein Blackout! Ich weiß gar nicht mehr, was Petra von mir will. Ich sitze nur da und schaue sie an. Petra hat mir dann geholfen. Gemeinsam haben wir es irgendwie hinbekommen. Ich war komplett verwirrt, hatte einfach alles vergessen. Nicht böse, nein, echt vergessen.

Zum Glück verstehe ich es langsam. Meine Menschen Petra und Veit unterhalten sich ja ziemlich viel (das ist wohl normal bei den Menschen – zumindest, wenn sie sich mögen und gut verstehen). Sie sprechen über mein komisches Verhalten und was mich so antreibt. Und Petra liest ganz viel. Sie hat wirklich viele Bücher über Hunde und Hundeerziehung. Das ist schon spannend. Und was ich ganz toll finde: sie hat diese Bücher nicht nur im Regal stehen, nein, sie liest sie sogar! Meistens gleich mehrere gleichzeitig. Veit lästert immer über sie. Er sagt immer, sie könne damit eine Bibliothek aufmachen. Hier findest du Petras Buchtipps. Außerdem geht sie ja auch regelmäßig mit mir zum Hundetraining und tauscht sich mit den anderen aus.

Die beiden reden also über mich und mein komisches Verhalten. …. Warum bin ich also gerade so? Warum vergesse ich so viel? Ich mache das ja nicht absichtlich, es passiert einfach. Meistens (oder oft) zumindest.

Und dann gibt es noch die andere Situation: ich verliere mich einfach. Was das heißt? Wenn es gut riecht, vergesse ich alles um mich herum. Ich rieche und fühle nur noch meine Umgebung. Wenn meine Menschen mich rufen, höre ich das einfach nicht. Ich bin komplett in meiner Hunde-Schnüffelwelt versunken und bekomme einfach nichts mit.

Na klar, ich gebe es zu. Irgendwann merke ich dann schon, dass ich gerufen werde. Aber dann kommt der (böse) Moment! Ich WILL es nicht hören. Ich tue einfach so, als ob ich nicht da bin. Ich will noch in meiner Hundewelt bleiben. Also schalte ich auf Durchzug. Aber das kommt bei meinen Menschen überhaupt nicht gut an.

Neulich aber ist etwas passiert, da hatte ich mal richtig Respekt vor Petra. Denn da ging es nicht ums Vergessen, nein ich war einfach nur stur und wollte nicht. Petra hatte mich ganz schnell durchschaut. Und meine Sturheit hat sich gerächt. Was war also los?

Es ist Nachmittag. Zeit für unseren Spaziergang, verbunden mit Dummyarbeit. Petra zieht ihre Dummyweste an und wir laufen los. Den langen Weg und dann in die Richtung, die ich schon gut kenne. Zu „unserem“ Waldstückchen mit der tollen Wiese davor. Um dort hinzukommen, laufen wir etwa zwei Kilometer. Wir sind schon fast da. Und wie immer an der gleichen Stelle riecht es überall so gut. Ich entferne mich ein bisschen sehr weit von Petra weg und schnüffele im Gras am Straßenrand herum. Plötzlich ruft Petra mich mit ihrem „Komm-Pfiff“. Diesmal höre ich den Pfiff genau. Ich überlege kurz, ob ich hören soll, entscheide mich aber schnell dagegen. Ich schnüffele weiter. Natürlich merke ich, dass Petra zu mir kommt. Sie geht zwar normal schnell, dennoch spüre ich bei ihr aber eine leichte Anspannung. Darum ducke ich mich auch ein klein wenig, um mich Petra (aber auch nur ansatzweise) zu unterwerfen.

Ich weiß genau: jetzt bekomme ich Ärger. Jetzt schimpft sie mit mir. Aber nein. Was macht sie stattdessen? Sie legt mir die Leine um und geht nach Hause. Ohne ein einziges Wort! Einfach so! Ich bin ziemlich beeindruckt und latsche ganz brav und eng „bei Fuß“ neben ihr her. Bis wir zu Hause ankommen. Ja, ich muss gestehen: ich war schon wirklich traurig und bedröppelt. Ich hatte mich doch so sehr auf die Dummyarbeit gefreut. Und nun ging es einfach wieder heim. Das hat es noch nie gegeben!

Das war mir eine Lehre. Außerdem rufen meine Menschen mich jetzt wieder viel öfter zurück, auch wenn wir ganz normal Spazieren gehen. Und wenn ich sofort, ohne zu zögern und ganz schnell zu Petra oder Veit renne, bekomme ich ein Leckerchen oder ein tolles Spiel mit ihnen.

Also – es lohnt sich wahrscheinlich doch, auf meine Menschen zu hören.

Auch wenn sie oft ganz schön nerven, aber vielleicht verstehen meine Menschen mich doch besser, als ich glauben möchte.

Ich habe Konkurrenz: Connor

Meine Menschen gehen ja mit mir zum Hundetraining. Wir haben zwei Kurse: Den Dummykurs für Anfänger (das bin ich ja noch) und den Begleithundekurs für die Begleithundeprüfung.

Meine beiden Menschen Petra und Veit gehen fast immer zusammen mit mir zu den Kursen. Jetzt fragst Du Dich wohl, wie das gehen soll. Es kann ja immer nur ein Ende an meiner Leine geben. Es gibt zwar Menschen, die haben mehrere Hunde am Ende ihrer Leine. Wie auch zum Beispiel meine Menschen Rumo und mich früher, als er noch lebte. Rumo lief immer außen und ich innen an Petras Bein. Aber ich habe noch nie gesehen, dass ein Hund von zwei oder mehr Menschen gehalten wird. Das wäre doch mal lustig. Aber es wäre gerecht.

Zurück zu unserem Begleithundekurs: Dort ist es ganz einfach. Unsere Trainerin Sylvia Pieschel züchtet die Flat-Coated Retriever. Wir nennen sie immer kurz „Flats“. Mehr dazu hier.

Einer ihrer Hunde ist Connor. Er ist auch ein Rüde und nur ein paar Monate älter als ich. Was soll ich sagen? Connor sieht ja sooo unglaublich gut aus. Da könnte ich fast eifersüchtig werden (hoffentlich schnappt er mir später die Mädels nicht weg). Und weil Connor so herrlich groß ist, hat sein Frauchen Sylvia ihm den liebevollen Spitznamen „das Pony“ gegeben. Ich mag Connor.

Damit mein Herrchen Veit sich im Kurs also nicht langweilt (nur Zugucken ist zwar auch interessant, aber Mitmachen macht mehr Spaß) führt er Connor bei den Übungen. Außerdem soll Connor ja auch bald die Prüfung machen.

Für die Begleithundeprüfung müssen Hund und Mensch ganz schön viel lernen und üben. Hier kannst Du nachlesen, was wir allen können müssen. Aber mal ganz ehrlich. Eigentlich sind es die Menschen, die das alles erlernen müssen.

Wir müssen bei der Prüfung einen Parcours laufen. Und den sollte mein Mensch, also Petra, vorher gut üben. Damit sie bei der Prüfung sicher ist. Jeder weiß ja, ist der Mensch unsicher oder hat Angst, spüren wir Hunde das sofort. Und die Unsicherheit unseres Menschen überträgt sich immer auf uns Hunde. Wir werden dann auch nervös. Wir Hunde laufen ja nur mit unserem Menschen mit. Ich muss halt immer aufpassen was mein Mensch macht. Und was er von mir will. Na klar, ich muss natürlich gelernt haben, auf die Signale meines Menschen zu achten, zu hören und ihn zu verstehen. Aber das lernst Du als Hund nicht in einem Kurs. Das muss Dein Mensch mit Dir immer und immer wieder zu Hause üben. Mehrmals täglich.

Zurück zu Veit und Connor. Als Veit das erste Mal Connor an der Leine hatte und mit ihm losging, war ich ziemlich durcheinander. Nein, mehr, schlimmer! Ich gebe es zwar ungern zu, aber ich war richtig eifersüchtig. Wie kann „mein“ Mensch einen anderen Hund führen? Das geht ja wohl gar nicht. Ich bin für ihn das Wichtigste (neben Petra und seinen Kindern) auf der Welt. Er hat gefälligst nur mich zu beachten. Auch wenn meistens Petra mein anderes Ende der Leine ist, so ist Veit doch mein zweiter Rudelführer – mein Kumpel!

Ich fand das total doof und sehr verwirrend. So verwirrend, dass ich immer zu Veit schauen musste und mich gar nicht auf meine Aufgaben und Petra konzentrieren konnte. Die Woche darauf wusste ich ja, was passiert und war schon entspannter. Außerdem hat mich der Ehrgeiz gepackt. Ich will den beiden, Veit und Connor, unbedingt beweisen, dass ich es besser kann.

Was muss ich alles machen, um die beiden zu beeindrucken. Connor soll sehen, wie gut ich schon bin. Ha!! Und Herrchen soll stolz auf mich sein. Wenn Petra mit mir die Übungen macht, fühle ich mich von Veit und Connor die ganze Zeit beobachtet.

Also, welche Übungen muss ich machen? Es ist ziemlich viel, aber ich finde, dass ich das schon recht gut kann.

Ich muss lernen, gut und manierlich neben Petra zu gehen, mit und ohne Leine. Dabei muss ich mit meinem Kopf nah an ihrem Knie bleiben. (Bäh! Es gibt immer so viel Interessanteres, wo ich unbedingt hinmuss!) Ich muss mich von allein setzen, wenn sie stehen bleibt. Und vor allem muss ich ruhig und entspannt bleiben, wenn wir andere Hunde mit ihren Menschen treffen. Petra muss mich ablegen können. Dabei darf ich nicht aufstehen oder mich aufsetzen, wenn sie von mir weggeht. Ich muss die ganze Zeit stur liegen bleiben. Das muss ich so lange aushalten, bis sie mich wieder abholt. Ja, das kann durchaus schonmal 10-15 Minuten dauern. Und dann muss ich mich auch noch im Straßenverkehr vernünftig und ruhig verhalten.

In dem Video zeige ich Dir mal, wie gut ich schon bei Fuß laufen kann.

Das ist eine ganze Menge und gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Vor allem, weil wir auf dem Übungsplatz so viele Kaninchen und damit auch diese unwiderstehlich leckeren Kannichenköttel haben. Connor und ich lieben sie, diese Köttel. Sie sind für uns Hundekaviar. Wenn wir liegen müssen, robben wir uns immer voran, zu den leckeren Kötteln hin. Da sind Connor und ich uns wirklich mal einig.

Ich habe natürlich Veit und Connor im Parcours ganz genau beobachtet. Ich kann nur sagen: Soooo gut sind die beiden nicht! Vor allem aber stört mich an Connor, dass er sich in den Pausen immer an „mein“ Herrchen ranschmust. Und Herrchen Veit bestärkt ihn auch noch darin! Wenn hier einer gestreichelt werden soll, dann bin schließlich ich das. Aber vielleicht sieht Veit das erst ein, wenn ich zeige, was ich kann. Einfach gut sein!

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