Corona Krise – ich bin wütend

Wir haben diese furchtbare Corona Krise und ich bekomme jeden Tag mit, wie besorgt meine Menschen sind.
Wir gehen nicht mehr ins Büro. Ich bin von meinem Job als Bürohund freigestellt. Es ist ja keiner mehr da, um den ich mich kümmern kann. Alle arbeiten zu Hause.
Wir bekommen keinen Besuch mehr und wir gehen nirgends hin.

Einkaufen gehen meine Menschen nur, wenn es gar nicht mehr anders geht. Heute wollten Sie in einem Supermarkt online einkaufen und nach Hause liefern lassen. Das ging leider schief. Frühester Liefertermin wäre Anfang April, aber der war noch nicht einmal auswählbar. Zum Glück haben meine Menschen einen riesigen Sack mit meinem Futter im Keller. Und für Rumo auch.
Wir gehen nur noch zum Gassigehen raus. Dreimal am Tag. Währenddessen darf ich mit keinem Hund oder Menschen sprechen oder spielen. Und wenn wir mal einen Menschen (ob mit oder ohne Hund) treffen, den wir kennen, bleiben meine Menschen weit entfernt stehen. Ja, meine Leute sind sehr vorsichtig. Die Menschen, die wir kennen, auch. Alle in unserer Nachbarschaft achten auf sich
Trotz allem spielen meine Menschen draußen noch mit mir. Oder sie lassen mich Dummys suchen. Außerdem macht Petra ganz schön viele Unterordnungsübungen mit mir. Ganz besonders oft das „Fuß gehen“. Das finde ich zwar bäh-blöd, aber es muss wohl sein. Ich bin halt noch dauernd abgelenkt. Jedes Blatt, jeder Vogel, jede Bewegung interessiert mich. Ich kann da nicht anders. Das Leben ist so aufregend.
Und wie läuft das bei uns so? Wir wohnen sehr ländlich und haben viele Feldwege, auf denen wir gehen können. So können wir halt auch gut Abstand halten. Diese Woche waren echt viele Leute draußen. Wir hatten ja auch ein traumhaft schönes Wetter. Sonnenschein aus alles Poren. Und die vielen tollen Gerüche. Wow. Die Hundedamen riechen gerade besonders gut. Ganz viele können jetzt kleine Hundebabys bekommen. Ich glaube die Menschen nennen das „Läufigkeit“ bei den Hundedamen.

Dauernd sahen wir also diese Woche Leute draußen. Vor allem Familien mit Kindern. Na klar, die Kinder müssen ja (genau wie auch wir Hunde) ihren Auslauf haben. Sonst nehmen wir vor Energieüberschuss die Bude auseinander. Aber auch viele andere Menschen waren unterwegs. Egal ob alt oder jung. Sie fuhren gemeinsam Fahrrad oder gingen spazieren.
So auch gestern wieder. Aber gestern war es irgendwie anders. Wir gingen um die Ecke und sahen ein Grüppchen Menschen mit Hunden bei strahlendem Sonnenschein. Zuerst sah es aus wie ein Hundetraining. Das kenne ich ja gut. Auch wenn wir da jetzt nicht mehr hingehen.
Diese Menschen standen ganz eng beieinander. Mein Frauchen Petra war völlig entsetzt. Wir haben das ein paar Minuten lang beobachtet. Dann sahen wir die abgestellten Fahrräder und bemerkten, wie eine Frau mit drei weißen Golden Retrievern von der Gruppe wegging.
Unfassbar. Die Leute machen Fahrradausflüge, halten an und quatschen ohne Abstand zueinander. Natürlich müssen die Menschen auch miteinander reden. Und sie müssen auch an die frische Luft. Egal ob mit oder ohne Hund. Draußen kriegt man immer gute Laune und gesund ist es auch.
Aber bitte mit ABSTAND.
Also sind es nicht nur die Jugendlichen und Kinder, die wir so sehen. Klar, die jungen Leute machen sich vielleicht weniger Sorgen und denken nicht nach. Aber die Erwachsenen sind anscheinend auch nicht besser.
Ich bekomme diese blöde Krankheit zum Glück nicht. Ich bin ja ein Hund. Aber gestern hat mich eine doofe Zecke gebissen. Das hat schon gejuckt. Nachdem mein Frauchen dieses doofe Viech endlich entfernt hat, ist zum Glück auch die Beule kleiner geworden.
Aber zurück zum Thema: Meine Menschen hören dauernd Aufforderungen wie „Bleiben Sie zu Hause, seien Sie vorsichtig, meiden Sie Kontakte außerhalb der Familie – damit schützen Sie nicht nur sich, sondern vor allem die schwachen, kranken und alten Mitmenschen.“ Das wird so oft gesendet, das kann niemand überhören. Sogar wir Hunde bekommen das mit!
Zu vielen Menschen fehlt noch immer das Bewusstsein. Oder sind sie sorglos? Denken sie, sie sind als einzige unantastbar? Unverletzlich? Oder verlassen sie sich zu sehr auf unsere Regierung, die uns schon „auffangen“ und „versorgen“ wird?
Ich habe Angst. Ich habe Angst um meine Menschen und um die anderen Menschen, die zu meiner Familie gehören. Um deren Freunde. Um deren Leben und deren Geschäfte. Eigentlich um die ganze Welt.
Ich möchte nicht, dass meine lieben Menschen krank werden oder gar sterben könnten. Ich möchte auch nicht, dass es anderen Menschen so geht.
Auch wenn ich sehe, dass ganz viele Menschen sehr auf sich und ihre Mitmenschen aufpassen. Aber die wenigen anderen, die sorglos sind, auf die kommt es an. Warum können die nicht einfach alle ein wenig mehr ANSTAND wahren und ABSTAND halten?