Wasser – ich liebe es

von | 15. Juli 2020

Oh Jaaaaaa, es ist tatsächlich so. Aber warum sollte es auch anders sein? Ich bin ja schließlich ein Wasserhund. Nun ja, das erkläre ich besser mal genauer.

Als Retriever ist es mein Job, das an- oder totgeschossene Niederwild (das sind Enten, Fasane, Hasen usw.) meinem Jäger zu bringen. Da es dabei meistens um Enten und Vögel (aber auch Hasen) geht, fallen die oft ins oder liegen am Wasser. Da muss ich dann halt rein oder rüber – über den See. Und um richtig gut zu üben, nehmen die Menschen erst einmal Dummys, die das Wild ersetzen.

Ein Dummy ist ein schwimmfähiges, mit Granulat gefülltes Säckchen aus Leinen- oder Canvasmaterial. Ein Standarddummy wiegt 500 Gramm. Es gibt aber auch kleinere für Welpen und größere Dummys, je nach Einsatz. Damit werden wir Hunde trainiert, bevor wir dann auf die echte Jagd dürfen.

Bevor es aber so weit ist und wir unseren Menschen bei der Jagd begleiten dürfen, müssen wir beweisen, dass wir es können. Als Jagdhund muss ich den Prüfungsrichtern zeigen und beweisen, dass ich mit meinem Menschen (also dem Jäger) als Team eng zusammenarbeite. Und dass sich mein Mensch zu 100 Prozent auf mich verlassen kann. Das ich überall hin rase, egal wohin er mich schickt. Und ihm alles bringe, was er haben will. Ganz wichtig: dass ich nicht jedem anderen Wild, dass gerade mal vorbeiflitz, hinterherrenne. Wuff! Das ist ganz besonders schwer – da diese Viecher doch immer so verführerisch rennen und riechen.

Aber ich schweife ab… zurück zum Schwimmen: Auch wenn uns Retrievern die Fähigkeit zu Schwimmen und aus dem Wasser zu apportieren mit der Zucht quasi in die Wiege gelegt wird, müssen wir das erst einmal lernen. Das tut sich nicht von allein. Es gibt tatsächlich Retriver, die anfangs richtig Angst vor dem Wasser haben. Ja, nicht zu glauben, es ist aber so. Also werden wir, wenn wir klein sind, langsam an das Wasser herangeführt. Unsere Menschen bringen uns bei, das Wasser toll zu finden und zu schwimmen. Bei einigen Retrievern geht das ganz schnell, andere brauchen etwas länger.

Das war jetzt meine kurze (hm, wohl doch etwas ausschweifende) Erklärung, was es mit dem Wasser auf sich hat. Und jetzt fragst du dich, wie das wohl bei mir war?

Als ich ganz klein war, sind wir einmal mit unserer Welpengruppe in der Sülz bei Rösrath schwimmen gewesen. Das war lustig und hat mir viel Spaß gemacht. Ich hatte auch gar keine Angst. Aber meine Menschen waren ja auch bei mir. Das hat mir viel Vertrauen und Sicherheit gegeben.

Kurz danach, im Spätsommer, ich war 6 Monate alt, war ich an Herrchen Veits Segelsee. Da war ich mal richtig mutig und bin sofort rein geflitzt. Ich habe sogar das Dummy gebracht, das mein Frauchen Petra für mich reingeworfen hat. Petra hat sich so gefreut. Oh – was war ich stolz. Das wars dann aber leider erstmal mit dem Wasser für mich. Wir müssen leider immer recht weit fahren, um ans Wasser zu kommen. Der Rhein ist meinen Menschen zu gefährlich. Wegen der Strömungen sagen sie immer. Außerdem kann dann ja auch der Herbst und der Winter. Und als es dann wieder wärmer wurde, kam Corona – nichts ging in der Zeit.

Aber in diesem Sommer, am 4. Juni 2020 ging es endlich wieder, und dafür gleich richtig, los.

Frauchen Petra hatte uns beim Deutschen Retriver Club (DRC) zu einem Wasserseminar angemeldet. Das war richtig toll. Die Trainerin, Betty Schwieren, hat Petra erklärt, was sie machen soll, damit ich sie besser verstehe und genau das machen kann, was sie von mir erwartet.

Das hört sich ganz einfach an, ist es aber nicht. Warum? Ich erkläre es dir an einem Beispiel, was mir passiert ist:

Ich war ja bis dahin erst zweimal im Wasser. Beim Wasserseminar war ich tatsächlich erst das dritte Mal Schwimmen.

Wir haben viele Übungen gemacht. Je öfter das 500g schwere Dummy im Wasser war, desto mehr sog es sich mit Wasser voll. Es wurde immer schwerer. Ich wollte das (für mich inzwischen wirklich schwere) Dummy aber unbedingt halten und zu Petra bringen.

Weil mir das immer schwerer fiel, geriet ich ein wenig in Panik und fing an, mit meinen Vorderläufen zu paddeln anstatt anständig zu schwimmen.

Dabei habe ich sehr viel Wasser geschluckt, das war doof. Ich wollte immer husten, hatte aber das Dummy im Fang. Ich wollte es ja auch nicht verlieren. Das alles hat mich völlig durcheinander gebracht. Plötzlich, in meiner Panik, fing Petra an, mich wie irre zu rufen und zu animieren. Wow, das hat mich richtig gut abgelenkt. Ich konnte mich wieder konzentrieren und ordentlich zu ihr schwimmen.

Als ich aus dem Wasser kam und zu ihr ging, hat Petra mich ganz doll gelobt. Ich war ja sooo stolz.

Das haben wir ein paar Mal wiederholt. Petra hat mich immer wieder wie eine Verrückte animiert. Nur gut, dass wir an einem privaten See waren und uns niemand (außer den anderen Teilnehmern, die sich genauso lustig verhalten haben) gesehen hat. Sonst hätten die Menschen, die die Arbeit mit uns Retrievern nicht kennen, Petra für völlig bekloppt gehalten.

Ich hatte auf jeden Fall ganz viel Spaß und möchte das schnell wieder machen. Jetzt verstehst du bestimmt, warum ich das Wasser liebe.

Noch mehr Wasser- und Schwimmbilder findest du hier, auf meiner Fotoseite. Schau einfach mal rein.

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