Ich bin jetzt ein geprüfter Begleithund
Petra Bothmann
5. September 2020

Heute war es so weit. Der Tag, auf den wir hingearbeitet haben.

Am 23.06.2020 sind meine Menschen mit mir in den Kurs für die BHP (BegleitHundePrüfung) eingestiegen. Heute war die Prüfung. Und wir haben es geschafft! Hurra. Ich bin jetzt ein geprüfter Begleithund.

Der Weg dahin war für mich nicht ganz so einfach. In meinen beiden Beiträgen „Meine Kumpel aus dem Hundekurs“ und „Ich habe Konkurrenz: Connor“ habe ich Dir ja schon berichtet, warum. Unsere Menschen tun sich da ja ein bisschen schwer.

Und eines kann ich Dir mit Gewissheit sagen: Die sind dann am Tag der Prüfung tatsächlich aufgeregt. Das konnte ich genau spüren. Aber ich verstehe gar nicht warum. Ich kann das ja alles. Und die anderen Hunde auch. Wir haben uns doch unterhalten. Denn wir verstehen uns. Alle Hunde haben sich gut vorbereitet und viel mit ihren Menschen geübt. Aber ich berichte mal von vorn.

Gestern Abend ging es eigentlich schon los. Ab ins Auto und auf zum Hundeplatz. Veit hat sich schon im Auto gefreut. Er durfte endlich mal einen Aufsitzrasenmäher fahren. Warum? Mit Sylvia Pieschel, unserer Trainerin, hat er das Laufmuster in das Gras der Wiese gemäht. Sylvia hat ihm gesagt, wo er hin soll und Veit ist gefahren. Und Veit hatte Spaß! Das konnte ich genau beobachten. Denn parallel habe ich nochmal das Laufmuster mit meinem Frauchen Petra geübt. Auch mein Hundekumpel Bailey (unten im Bild) war mit von der Partie und hat mit seinem Frauchen Desire trainiert.

Heute früh wurde es dann ernst. Erst eine große (und ich meine eine wirklich groooße) Gassirunde, danach Frühstück und dann – ab zum Hundeplatz.

Wir fahren los und kommen pünktlich um 10 Uhr an. Alle sind schon da. Ich freue mich so, die vielen Hunde zu sehen – aber – wie blöd, wir Hunde müssen leider im Auto bleiben.

Aber dann … nach einer kurzen Ansprache von Sylvia (unten im Bild), starten wir. Sylvia hat die Sonderleitung. Das heißt, sie macht die ganze Organisation. Helmie Habeth, die Richterin, bewertet uns. Helmie ist übrigens super nett. Nun geht es wirklich  los.

Zuerst kommt der Teil A der Prüfung. Es startet das erste Team. Ein Team bildet sich immer aus 2 Hunden mit ihren Hundeführern (so nennen die Menschen denjenigen, der das andere Ende unserer Leine ist). Ein Hund läuft das Laufschema, also den Parcours, während der andere Hund die ganze Zeit weiter weg liegen muss. Und er darf nicht aufstehen, er muss liegen bleiben.

Wir sind das dritte Paar in der Prüfung. Bevor es aber losgeht, schickt mein Frauchen Petra meinen Kumpel Veit gaaaanz weit weg. Warum? Sie glaubt wohl, ich könne mich nicht so gut konzentrieren, wenn ich Veit sehe. Ich werde also immer noch unterschätzt. Aber ich gebe zu: so ganz unrecht hat sie nicht.

In unserer Prüfung darf ich zuerst liegen. Mein Frauchen geht weg und sieht mich nicht an. Sie muss mir ja den Rücken zukehren. Aber ich nehme ihr das nicht krumm. Ich weiß ja, dass sie das machen muss. Also bleibe ich schön brav liegen. Ich weiß, dass sie das auch genauso von mir erwartet. Ich überlege mir schnell, dass ich ihr den Gefallen tun will. Schließlich habe ich sie ja lieb.

Danach muss ich den Parcours laufen. Einmal mit Leine und danach zweimal ohne Leine. Ich weiß nicht warum, aber sobald ich die Leine umhabe, ist meine Nase am Boden. Ich kann einfach nicht anders. Ganz besonders, weil dort sooooo viele leckere Kaninchenköttel herumliegen. Ich liebe die Dinger. Und so kommt es, das ich hier mal wieder nicht widerstehen kann. Zack, meine Nase ist unten, am Boden. Und dort bleibt sie auch fast die ganze Zeit. Dabei habe ich sogar vergessen, dass ich mir ja eigentlich vorgenommen hatte, mehr auf Petra zu achten. Doch die Versuchung ist einfach groß. Zudem kann ich mir ja auch ganz sicher sein: solange ich die Leine umhabe, haut Frauchen mir nicht ab und ich kann ganz entspannt schnüffeln.

Bei der zweiten Runde sieht die Sache schon ganz anders aus. Hier muss ich mehr auf Frauchen Petra aufpassen. Denn jetzt gehe ich ohne Leine neben ihr her. Sie könnte mir ja schließlich abhanden kommen. Und dann? Was soll ich denn dann machen? Also passe ich gut auf und zuckele ganz brav neben ihr her. – Na ja, fast.  Einmal riecht es wieder so verdammt gut. Und da ist es: ich entdecke ein Kaninchenloch. Ich überlege kurz, dass ich doch dahin will und – zack ich weiche ab. Petra sagt kurz und leise „nana“. Eigentlich darf sie ja während des Parcours-Laufens nicht mit mir sprechen, aber hier will sie mich aufmerksam machen. Und es klappt. Ich entscheide mich um und – zacki – bin wieder bei ihr.

Auch den Gang um die Menschengruppe macht sie ganz gut. Obwohl sie zu dusselig ist, eine richtige „8“ zu laufen. Ich versuche sogar, ihr zu zeigen, dass das blöd ist, was sie da macht. Ich will sie noch in die richtige Richtung ziehen,  aber nein, sie kapiert es nicht. Aber sie darf die „8“ nochmal gehen. Das klappt dann zum Glück auch. Wäre ja zu blöd, wenn wir deswegen durchfielen.

Am Nachmittag kommt der Teil B der Prüfung. Zuerst wird ein Hund angeleint, sein Mensch geht weg und ein anderer Hund geht mit seinem Menschen vorbei. Wir Hunde dürfen dabei weder pöbeln, bellen, noch sonstigen Stress machen. Aber wir sind ja alle liebe Hunde und schaffen das.

Danach laufen wir mit 6 Hund/Mensch-Teams hintereinander im Abstand von etwa 2-3 Metern. Es kommt ein Fahrradfahrer von hinten und klingelt. Der Radler kommt nochmal von vorn und klingelt wieder. Und ein Jogger läuft vorbei. Ist ja klar, dass wir weder den Jogger noch den Fahrradfahrer anpöbeln oder gar jagen dürfen.

Zum Schluss stehen wir alle an der Seite und ein Auto kommt angefahren. Es hält bei jedem an und fragt nach dem Weg. Ich finde das ganz besonders lustig, denn Sylvia sitzt im Auto. Sie fragt uns, wo denn der Nikolaus wohnt. Petra erklärt laut und stark gestikulierend den Weg. Haha – als ob ich doof bin. Ich weiß doch, dass der Nikolaus gar nicht hier wohnt.

Kurz danach bekommen wir unsere Urkunden. Alle freuen sich. Bis auf zwei, die das heute leider nicht geschafft haben. Aber die beiden nehmen das sportlich. Es ist ja auch gar kein Problem. Dann üben die beiden Hunde mit ihren Menschen halt noch ein wenig. Dann klappt es beim nächsten Mal ganz bestimmt.

Den ganzen Nachmittag kann ich kaum schlafen. Alles ist ziemlich aufregend. Obwohl wir so viel warten müssen. Na klar dürfen wir ab und zu mal raus und außerhalb des Geländes eine Runde Gassigehen. Aber das viele Warten ist sehr ermüdend. Irgendwann am Nachmittag werde ich recht müde. Dennoch kann ich einfach nicht schlafen. Ich könnte ja etwas Wichtiges verpassen. Und so kommt es, dass ich, als wir dann zu Hause sind, so kaputt bin, dass ich überhaupt keine Lust mehr habe, rauszugehen. Und dass ist ganz und gar nicht meine Art.

Aber weiß Du was? Das coolste ist meine Belohnung. Ich habe einen mega leckeren Hamburger bekommen, natürlich ohne Ketchup, Gurke und Co. Das erste Mal in meinem Leben. Ich bekomme ja sonst immer nur mein Trockenfutter und nie, wirklich niemals, etwas von dem, was, oder wenn, meine Menschen essen. Aber diesmal? Yeah, wirklich lecker, der Hamburger.

Und darum freue ich mich jetzt schon auf die nächste Prüfung.

Darüber werde ich gern wieder berichten. Auch, ob ich wieder einen leckeren Hamburger bekommen habe.

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