Keiner versteht mich

Ich weiß nicht. Es ist seltsam. Meine Menschen verstehen mich einfach nicht mehr. Ich bin doch soooo arm dran.

Warum? Ach ja, ich bin wohl gerade mal wieder in einer weiteren Pubertätsphase angekommen. Glaubst du nicht? Doch. Das gibt es nicht nur bei den Menschen, ja, auch bei uns Hunden. Ich wusste das auch nicht. Aber anstrengend ist es. In der Zeit ist bei uns Hunden das „Gehirn wegen Umbau geschlossen“. Sagen die Menschen.

Die erste Phase kam, als ich etwa 7 Monate alt war. Erinnerst du dich? Ich wollte meinen Menschen unbedingt zeigen, dass ich der Rudelführer sein will. Da habe ich doch meinem Frauchen Petra aus reinem Protest auf den Schuh gepinkelt. Die ganze Geschichte dazu findest du hier, in meinem Beitrag „Heute habe ich Mist gebaut„.

Ich habe diese Zeit ganz gut gemeistert. Meine Menschen waren ja auch wirklich lieb und geduldig (meistens zumindest) mit mir. Als diese Phase endlich vorbei war, etwa 4 Wochen später, hat sich alles beruhigt. Ich hatte meinen Platz gefunden und diesen akzeptiert. Ich fühlte mich rundherum wohl. Alles lief gut. Bis zur nächsten, der zweiten Welle.

Die kam, als ich ein gutes Jahr als war. Damals war ich das erste Mal in meinem Leben ziemlich verliebt, ja sogar liebeskrank. Wir haben doch so viele Hündinnen in der Nachbarschaft. Die haben plötzlich und fast alle zur gleichen Zeit unglaublich gut gerochen. Erinnerst du dich? Auch das ist eine eigene Geschichte. Die kannst du hier lesen: „Ich bin verliebt„. Auch das habe ich gut überstanden.

Übrigens, ich bin jetzt wirklich groß. Ich bin jetzt schon 16 Monate alt und fast erwachsen. Ich bin ein großer, starker Rüde. Das finde ich ganz toll. Und das zeige ich auch allen, vorzugsweise anderen Rüden.

Aber jetzt? Gerade passiert wieder irgendetwas Komisches mit mir. Ich verstehe es selber nicht. Soll jetzt alles wieder von vorne losgehen, nur halt noch schlimmer? Ich merke selber, dass ich gerade alles in Frage stelle. Und was meine Menschen von mir wollen nehme ich sehr gerne als „netten Vorschlag“ an. Mehr aber auch nicht. Ich kann schließlich selber entscheiden, was ich will und was mir Spaß macht. Da brauche ich niemanden, der mir sagt wo es „lang geht“. So. Das muss mal gesagt sein.

Aber ich bin ja nicht per se nur stur weil ich stur sein will. Na ja, ich gebe es zu. Es gibt Situationen, da weiß ich einfach nicht mehr, was meine Menschen gerade von mir erwarten oder was ich machen soll. Zum Beispiel bei der Dummyarbeit. Eigentlich kann ich das ja schon ganz gut. Aber neulich war ich ganz verwirrt. Glücklich bin ich dann nicht. Das kannst Du mir glauben.

Ein Beispiel: Vor ein paar Tagen merkte ich, dass da mal wieder irgendetwas mit mir passiert. Es war bei der Dummyarbeit am Nachmittag. Eigentlich klappt das gerade ganz super. Petra und mir macht es riesigen Spaß. Ich habe auch schon eine ganz Menge toller Kommandos und Aufgaben gelernt. Petra kann mich links, rechts und geradeaus einweisen. Ich kann Markierungen in kürzeren Distanzen laufen. Auch das Kommando „Back“ kenne ich. Und im Wasser bin ich eh der Held.

Was ist also passiert? Petra macht mit mir wieder unsere tollen Dummyübungen. Es macht mir ganz viel Spaß und ich bin mit viel Energie dabei. Zum Abschluss weist Petra mich am Waldrand „rechts“ ein. Plötzlich sehe ich Veit. Er war vorher nicht da. Er steht an der Seite und schaut zu. Und da habe ich ein Blackout! Ich weiß gar nicht mehr, was Petra von mir will. Ich sitze nur da und schaue sie an. Petra hat mir dann geholfen. Gemeinsam haben wir es irgendwie hinbekommen. Ich war komplett verwirrt, hatte einfach alles vergessen. Nicht böse, nein, echt vergessen.

Zum Glück verstehe ich es langsam. Meine Menschen Petra und Veit unterhalten sich ja ziemlich viel (das ist wohl normal bei den Menschen – zumindest, wenn sie sich mögen und gut verstehen). Sie sprechen über mein komisches Verhalten und was mich so antreibt. Und Petra liest ganz viel. Sie hat wirklich viele Bücher über Hunde und Hundeerziehung. Das ist schon spannend. Und was ich ganz toll finde: sie hat diese Bücher nicht nur im Regal stehen, nein, sie liest sie sogar! Meistens gleich mehrere gleichzeitig. Veit lästert immer über sie. Er sagt immer, sie könne damit eine Bibliothek aufmachen. Hier findest du Petras Buchtipps. Außerdem geht sie ja auch regelmäßig mit mir zum Hundetraining und tauscht sich mit den anderen aus.

Die beiden reden also über mich und mein komisches Verhalten. …. Warum bin ich also gerade so? Warum vergesse ich so viel? Ich mache das ja nicht absichtlich, es passiert einfach. Meistens (oder oft) zumindest.

Und dann gibt es noch die andere Situation: ich verliere mich einfach. Was das heißt? Wenn es gut riecht, vergesse ich alles um mich herum. Ich rieche und fühle nur noch meine Umgebung. Wenn meine Menschen mich rufen, höre ich das einfach nicht. Ich bin komplett in meiner Hunde-Schnüffelwelt versunken und bekomme einfach nichts mit.

Na klar, ich gebe es zu. Irgendwann merke ich dann schon, dass ich gerufen werde. Aber dann kommt der (böse) Moment! Ich WILL es nicht hören. Ich tue einfach so, als ob ich nicht da bin. Ich will noch in meiner Hundewelt bleiben. Also schalte ich auf Durchzug. Aber das kommt bei meinen Menschen überhaupt nicht gut an.

Neulich aber ist etwas passiert, da hatte ich mal richtig Respekt vor Petra. Denn da ging es nicht ums Vergessen, nein ich war einfach nur stur und wollte nicht. Petra hatte mich ganz schnell durchschaut. Und meine Sturheit hat sich gerächt. Was war also los?

Es ist Nachmittag. Zeit für unseren Spaziergang, verbunden mit Dummyarbeit. Petra zieht ihre Dummyweste an und wir laufen los. Den langen Weg und dann in die Richtung, die ich schon gut kenne. Zu „unserem“ Waldstückchen mit der tollen Wiese davor. Um dort hinzukommen, laufen wir etwa zwei Kilometer. Wir sind schon fast da. Und wie immer an der gleichen Stelle riecht es überall so gut. Ich entferne mich ein bisschen sehr weit von Petra weg und schnüffele im Gras am Straßenrand herum. Plötzlich ruft Petra mich mit ihrem „Komm-Pfiff“. Diesmal höre ich den Pfiff genau. Ich überlege kurz, ob ich hören soll, entscheide mich aber schnell dagegen. Ich schnüffele weiter. Natürlich merke ich, dass Petra zu mir kommt. Sie geht zwar normal schnell, dennoch spüre ich bei ihr aber eine leichte Anspannung. Darum ducke ich mich auch ein klein wenig, um mich Petra (aber auch nur ansatzweise) zu unterwerfen.

Ich weiß genau: jetzt bekomme ich Ärger. Jetzt schimpft sie mit mir. Aber nein. Was macht sie stattdessen? Sie legt mir die Leine um und geht nach Hause. Ohne ein einziges Wort! Einfach so! Ich bin ziemlich beeindruckt und latsche ganz brav und eng „bei Fuß“ neben ihr her. Bis wir zu Hause ankommen. Ja, ich muss gestehen: ich war schon wirklich traurig und bedröppelt. Ich hatte mich doch so sehr auf die Dummyarbeit gefreut. Und nun ging es einfach wieder heim. Das hat es noch nie gegeben!

Das war mir eine Lehre. Außerdem rufen meine Menschen mich jetzt wieder viel öfter zurück, auch wenn wir ganz normal Spazieren gehen. Und wenn ich sofort, ohne zu zögern und ganz schnell zu Petra oder Veit renne, bekomme ich ein Leckerchen oder ein tolles Spiel mit ihnen.

Also – es lohnt sich wahrscheinlich doch, auf meine Menschen zu hören.

Auch wenn sie oft ganz schön nerven, aber vielleicht verstehen meine Menschen mich doch besser, als ich glauben möchte.

Ich habe Konkurrenz: Connor

Meine Menschen gehen ja mit mir zum Hundetraining. Wir haben zwei Kurse: Den Dummykurs für Anfänger (das bin ich ja noch) und den Begleithundekurs für die Begleithundeprüfung.

Meine beiden Menschen Petra und Veit gehen fast immer zusammen mit mir zu den Kursen. Jetzt fragst Du Dich wohl, wie das gehen soll. Es kann ja immer nur ein Ende an meiner Leine geben. Es gibt zwar Menschen, die haben mehrere Hunde am Ende ihrer Leine. Wie auch zum Beispiel meine Menschen Rumo und mich früher, als er noch lebte. Rumo lief immer außen und ich innen an Petras Bein. Aber ich habe noch nie gesehen, dass ein Hund von zwei oder mehr Menschen gehalten wird. Das wäre doch mal lustig. Aber es wäre gerecht.

Zurück zu unserem Begleithundekurs: Dort ist es ganz einfach. Unsere Trainerin Sylvia Pieschel züchtet die Flat-Coated Retriever. Wir nennen sie immer kurz „Flats“. Mehr dazu hier.

Einer ihrer Hunde ist Connor. Er ist auch ein Rüde und nur ein paar Monate älter als ich. Was soll ich sagen? Connor sieht ja sooo unglaublich gut aus. Da könnte ich fast eifersüchtig werden (hoffentlich schnappt er mir später die Mädels nicht weg). Und weil Connor so herrlich groß ist, hat sein Frauchen Sylvia ihm den liebevollen Spitznamen „das Pony“ gegeben. Ich mag Connor.

Damit mein Herrchen Veit sich im Kurs also nicht langweilt (nur Zugucken ist zwar auch interessant, aber Mitmachen macht mehr Spaß) führt er Connor bei den Übungen. Außerdem soll Connor ja auch bald die Prüfung machen.

Für die Begleithundeprüfung müssen Hund und Mensch ganz schön viel lernen und üben. Hier kannst Du nachlesen, was wir allen können müssen. Aber mal ganz ehrlich. Eigentlich sind es die Menschen, die das alles erlernen müssen.

Wir müssen bei der Prüfung einen Parcours laufen. Und den sollte mein Mensch, also Petra, vorher gut üben. Damit sie bei der Prüfung sicher ist. Jeder weiß ja, ist der Mensch unsicher oder hat Angst, spüren wir Hunde das sofort. Und die Unsicherheit unseres Menschen überträgt sich immer auf uns Hunde. Wir werden dann auch nervös. Wir Hunde laufen ja nur mit unserem Menschen mit. Ich muss halt immer aufpassen was mein Mensch macht. Und was er von mir will. Na klar, ich muss natürlich gelernt haben, auf die Signale meines Menschen zu achten, zu hören und ihn zu verstehen. Aber das lernst Du als Hund nicht in einem Kurs. Das muss Dein Mensch mit Dir immer und immer wieder zu Hause üben. Mehrmals täglich.

Zurück zu Veit und Connor. Als Veit das erste Mal Connor an der Leine hatte und mit ihm losging, war ich ziemlich durcheinander. Nein, mehr, schlimmer! Ich gebe es zwar ungern zu, aber ich war richtig eifersüchtig. Wie kann „mein“ Mensch einen anderen Hund führen? Das geht ja wohl gar nicht. Ich bin für ihn das Wichtigste (neben Petra und seinen Kindern) auf der Welt. Er hat gefälligst nur mich zu beachten. Auch wenn meistens Petra mein anderes Ende der Leine ist, so ist Veit doch mein zweiter Rudelführer – mein Kumpel!

Ich fand das total doof und sehr verwirrend. So verwirrend, dass ich immer zu Veit schauen musste und mich gar nicht auf meine Aufgaben und Petra konzentrieren konnte. Die Woche darauf wusste ich ja, was passiert und war schon entspannter. Außerdem hat mich der Ehrgeiz gepackt. Ich will den beiden, Veit und Connor, unbedingt beweisen, dass ich es besser kann.

Was muss ich alles machen, um die beiden zu beeindrucken. Connor soll sehen, wie gut ich schon bin. Ha!! Und Herrchen soll stolz auf mich sein. Wenn Petra mit mir die Übungen macht, fühle ich mich von Veit und Connor die ganze Zeit beobachtet.

Also, welche Übungen muss ich machen? Es ist ziemlich viel, aber ich finde, dass ich das schon recht gut kann.

Ich muss lernen, gut und manierlich neben Petra zu gehen, mit und ohne Leine. Dabei muss ich mit meinem Kopf nah an ihrem Knie bleiben. (Bäh! Es gibt immer so viel Interessanteres, wo ich unbedingt hinmuss!) Ich muss mich von allein setzen, wenn sie stehen bleibt. Und vor allem muss ich ruhig und entspannt bleiben, wenn wir andere Hunde mit ihren Menschen treffen. Petra muss mich ablegen können. Dabei darf ich nicht aufstehen oder mich aufsetzen, wenn sie von mir weggeht. Ich muss die ganze Zeit stur liegen bleiben. Das muss ich so lange aushalten, bis sie mich wieder abholt. Ja, das kann durchaus schonmal 10-15 Minuten dauern. Und dann muss ich mich auch noch im Straßenverkehr vernünftig und ruhig verhalten.

In dem Video zeige ich Dir mal, wie gut ich schon bei Fuß laufen kann.

Das ist eine ganze Menge und gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Vor allem, weil wir auf dem Übungsplatz so viele Kaninchen und damit auch diese unwiderstehlich leckeren Kannichenköttel haben. Connor und ich lieben sie, diese Köttel. Sie sind für uns Hundekaviar. Wenn wir liegen müssen, robben wir uns immer voran, zu den leckeren Kötteln hin. Da sind Connor und ich uns wirklich mal einig.

Ich habe natürlich Veit und Connor im Parcours ganz genau beobachtet. Ich kann nur sagen: Soooo gut sind die beiden nicht! Vor allem aber stört mich an Connor, dass er sich in den Pausen immer an „mein“ Herrchen ranschmust. Und Herrchen Veit bestärkt ihn auch noch darin! Wenn hier einer gestreichelt werden soll, dann bin schließlich ich das. Aber vielleicht sieht Veit das erst ein, wenn ich zeige, was ich kann. Einfach gut sein!

Die böse Treppe

Die böse Treppe

Die Treppe. Ich meine die Treppe bei uns zu Hause. Die, die nach oben in den Schlafbereich meiner Menschen führt. Diese Treppe ist richtig doof und böse. Sie hindert mich daran, meinen Job zu machen. Nämlich aufzupassen. Auf mein Haus und meine Menschen selbstverständlich.

Darum kann ich es beim besten Willen nicht verstehen. Ich meine, warum meine Menschen nicht wollen, dass ich nach oben gehe. Ich möchte doch einfach nur sicher stellen, dass alles bei ihnen und im Haus in Ordnung ist.

Ja ja, ich gebe es zu! Manchmal möchte ich meine Menschen auch einfach nur wecken, wenn ich wach bin. Und bei ihnen sein, wenn sie duschen und sich für den Tag fertig machen. Oder sie besuchen, wenn sie oben etwas zu tun haben.

Sie arbeiten ja immer noch im Homeoffice. Wegen Corona. Mein Herrchen Veit hat sein Homeoffice-Büro oben, neben den Schlafzimmern. Frauchen Petra arbeitet unten, neben dem Hauseingang.

Wenn ich einsam bin und zu Petra möchte, ist das kein Problem. Ihre Bürotür ist immer auf. Und was ich ganz besonders toll finde: für mich liegt ein wunderbares weiches großes Bett bereit.

Wenn ich zu Veit möchte, muss ich halt nach oben gehen. Dafür muss ich über diese böse Treppe aus Granit laufen.

Ich weiß sehr wohl, dass ich diese Treppe nicht betreten darf. Aber ich kann oft einfach nicht widerstehen. Neulich zum Beispiel. Herrchen Veit fuhr an einem Samstag ganz früh weg. Es war so gegen 6 Uhr morgens. Ich war völlig entsetzt, dass er mich nicht mitgenommen hat. Nein, er hat mich einfach stehen lassen. Wie gemein! Da saß ich nun. Ganz allein im Wohnzimmer. Und wartete und wartete und wartete … Schlafen konnte ich nicht mehr. Ich war ja wach.

Frauchen Petra war oben. Sie schlief tief und fest. Das habe ich genau gespürt. So etwa eine halbe Stunde lang konnte ich abwarten. Dann aber habe ich es nicht mehr ausgehalten. Ich habe mich ganz leise hochgeschlichen. Sie zu finden war leicht. Außerdem hat Petra ja immer die Schlafzimmertür auf. Dann sah ich sie. Schlafend. Ich bin zu ihr hingegangen. Erst habe ich sie ein wenig beobachtet. Als sie aber einfach nicht wach werden wollte, bin ich mit meinen Pfoten aufs Bett (Jaaaa, ich weiß, ich darf das NICHT – NIEMALS). Trotzdem. Ich konnte nicht anders. Also – meine Pfoten waren auf dem Bett – und Zack – da habe ich sie vor lauter Liebe einfach abgeschleckt. Ich bin nur (m)einem Impuls gefolgt.

Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum sie das nicht so klasse fand. Petra sah mich mit großen müden Augen an. Sie sagte nur „Nein“, stand auf und brachte mich wortlos nach unten. In mein Bett, meinen „Kinderknast“ (so nennen meine Menschen meinen Laufstall ganz liebevoll). Sie schloss die Tür, und ging wieder ins Bett. Einfach so. Kein Wort zu mir. Ich habe mich richtig schlecht gefühlt.

Wenn Petra nichts sagt, mich ignoriert, dann ist das viel viel schlimmer, als wenn sie mit mir schimpft. Denn Schimpfen ist ja Beachtung. Ignorieren ist Missachtung. Das ist wirklich ganz furchtbar.

Ich musste also warten. Warten bis sie geduscht und sich fertig gemacht hatte und endlich wieder herunter kam. Oh! Was war ich froh, als sie mich dann freudig und liebevoll begrüßt hat. Danach sind wir rausgegangen zu einem langen und tollen Spaziergang.

Oft möchte ich so gern nach oben gehen, traue mich dann aber doch nicht so recht. Ich lege mich dann einfach auf eine der unteren Treppenstufen. Dort liege ich dann erst einmal und überlege. Ich überlege, ob ich hier warten oder doch so frech sein und hochgehen soll. Tatsächlich werde ich dann irgendwann ganz mutig – ich bin halt doch sehr neugierig. Ich schleiche mich dann immer auf gaaaanz leisen Pfoten und seeeehr langsam hoch.

Leider werde ich fast immer erwischt. Meine Menschen sind ja nicht blöd. Und Ohren haben sie auch. Zwar nicht so gute wie meine, aber immerhin.

Wenn sie mich dann oben erwischen, gibt es ein deutliches „Nein“. Meine Menschen müssen mich gar nicht mehr nach unten „bringen“. Ich drehe dann sofort um und zuckele wieder runter. Neulich zum Beispiel. Petra war oben und ich wollte zu ihr. Auf der vorletzten Stufe angekommen entdeckte sie mich. Petra musste gar nichts sagen. Sie schaute mich an, zeigte mit dem Finger nach unten und ich verstand. Ich machte auf der Stufe kehrt und ging direkt wieder runter. Zu blöd!

Also diese Treppe reizt mich. Und weil ich sie nicht benutzen darf, reizt sie mich umso mehr. Wenn ich mal allein zu Hause bin, wandere ich im ganzen Haus herum. Ich muss doch alles abschnüffeln. Schließlich bin ich jetzt gerade der Herr im Haus. Ich will meiner Pflicht nachkommen und sicher stellen, dass alles in Ordnung ist. Natürlich auch oben. Zu gern würde ich mich in die Betten meiner Menschen legen. Dort riecht es so richtig gut nach ihnen. Aber nein – die machen doch tatsächlich immer ALLE Türen zu, wenn sie das Haus verlassen.

Ich glaube, mit dieser Treppe bleibe ich auf dem Kriegsfuß. Hey, ich bin ein großer starker Rüde und lass mir doch nicht von einer Treppe den Spaß vermiesen. Meine Menschen sehen das gelassen – sie sind aber trotzdem hartnäckig. Mal sehen, wann ich sie herumkriege, so dass ich ganz „offiziell“ nach oben darf! Schließlich habe ich doch einen Job zu erledigen. Ganz besonders wenn sie nicht im Haus sind oder sogar schlafen. Denn dann muss ich sie ja beschützen. Ich hoffe, dass sie das doch bald mal einsehen!

Meine Rache an der Wolle

Meine Rache an der Wolle

Manchmal verstehen meine Menschen mich einfach nicht. Oder sie wollen mich nicht verstehen. Oder sie meinen, mal wieder an mir herumerziehen zu müssen.

Ist doch klar, was dann passiert. Ich reagiere dann halt einfach in der mir möglichen Art. Das heißt, ich räche ich mich irgendwie. Aber ich glaube, ich bin jetzt doch ein ganz klein wenig zu weit gegangen. Lass mich mal erzählen.

Abends sitzen wir immer gemeinsam im Wohnzimmer. Beziehungsweise meine Menschen sitzen und ich liege auf meiner Decke. Oft schauen wir zusammen fern. Besonders liebe ich diese Hundesendungen. Da passe ich immer ganz doll auf. Oder wir hören Musik und meine Menschen reden miteinander. Ich höre dann immer zu oder schlafe einfach und genieße das Zusammensein mit meinem Rudel. Veit bürstet abends meistens mein Fell und krault mich. Petra setzt sich ganz oft zu mir auf den Boden und streichelt oder massiert mich. Das Bürsten und die Massagen tun ja sooo gut. Davon kann ich gar nicht genug bekommen.

Vor kurzem hat Petra ein altes Hobby wiederentdeckt: Sie häkelt jede Menge Topflappen und sie strickt. Gerade hat sie angefangen, einen Pullover zu stricken. Richtig! Das heißt, sie hat am Abend weniger Zeit für mich. Das finde ich richtig schade und ziemlich blöd. Um ihr das zu zeigen stelle ich mich mit meinen Vorderpfoten auf die Couch. Ich will Petra damit sagen, dass sie sich gefälligst um mich kümmern soll. Aber was macht sie dann? Sie schickt mich einfach auf meine Decke, gegenüber der Couch. Von da aus kann ich ihr dann zusehen, wie sie weiter strickt. Das ist noch blöder.

Nun ein kleiner Schlenker: Bis vor einer Woche habe ich nachts immer in meinem geschlossenen (Kinder-)Laufstall geschlafen. Meine Menschen nennen das Ding immer liebevoll „Kinderknast“. Vor einer Woche haben die beiden am Abend, beim Schlafengehen, die Tür aufgelassen. Ich hörte sie besprechen, dass ich ja, da ich tagsüber auch oft mal frei allein bleibe, das wohl auch nachts könne.

So weit so gut. Petra lässt ihr Strickzeug am Abend meistens auf der Couch liegen. An einem Morgen musste ich mal wieder (wie immer!) auf die beiden warten. Sie sind selber schuld, ich darf ja nicht nach oben in den Schlafbereich gehen, wenn ich wach bin. Ich möchte meine Menschen ja so gerne wecken. Einmal habe ich es gewagt. Das kam nicht so gut an (mehr dazu kannst du hier lesen). Also heißt das für mich: Warten! Da fiel mir das Strickzeug auf der Couch auf. Ha! Meine Chance!

Ich bin also hin zur Couch. Auf die Couch drauf. Obwohl das strikt verboten ist – aber egal, das musste jetzt einfach sein. Und da lag es – verführerisch. Das Strickzeug. Ich wusste, dass ich Ärger bekommen würde. Aber irgendwie musste ich Petra doch zeigen, dass ich sie vermisse und sie sich gefälligst mehr um mich, als um dieses blöde Handarbeiterei kümmern soll!

Was soll ich sagen? Ich habe die langen großen Holz-Stricknadeln aus der Strickarbeit gezogen. Eine der Nadeln habe ich komplett zerlegt und teilweise gefressen. Denn ohne Nadeln kann sie ja nicht stricken! Haha – eine Genugtuung für mich! Aber das war mir nicht genug. Ich habe auch noch versucht, die Wolle zu fressen. Leider kam gerade in dem Moment mein Herrchen Veit herunter. Er war gar nicht begeistert.

Veit ist ja immer sehr lieb zu mir. Aber da war er es nicht mehr. Jetzt war er doch ziemlich sauer. Vor allem sagte er mir, dass ich ziemlich doof sei. Frauchen würde das doch sofort merken und richtig wütend werden.

Das habe ich wohl oder übel einsehen müssen. So habe ich mich ganz schnell auf meine Decke im Wohnzimmer verkrümelt. Aber dann dachte ich mir, dass es noch besser wirkt, wenn ich mich auf den Rücken neben die Decke lege. Wenn wir Hunde uns so auf den Rücken legen, unterwerfen wir uns komplett unserem Gegenüber. Das wirkt beschwichtigend.

Tatsächlich hatte ich doch ein wenig Schiss vor Frauchen. Sie ist ja mein Boss, sagt Herrchen Veit immer. Irgendwie hat das aber nicht so ganz funktioniert. Ich konnte nicht lange so liegen, sondern bin dann doch direkt zu ihr hingerannt. Erst einmal habe ich zur Ablenkung noch viel mehr Freude gezeigt als sonst, wenn sie mich morgens begrüßt. Ich hoffte sehr, sie ablenken zu können. Nun, leider hat Veit ihr gleich erzählt, was ich getan hab.

Sie sah den Nadelschrott und ihre Wolle. Erstaunlich. Ich konnte zwar ihren Ärger spüren, aber sie war gar nicht wütend. Sie war eher traurig. Ich musste mich hinlegen und sie hat mich mit dem Zeugs fotografiert. Sie wollte die Fotos für meinen Blog haben. Sie sagte, ich sei selber schuld, denn ab sofort wird mein Kinderknast nachts wieder zu sein. Das finde ich übriges gar nicht schlimm. Ich liebe meinen Laufstall. Das ist mein Bett, meine Zuflucht. Immer wenn ich mich zurückziehen will, lege ich mich dort hin. Oder wenn ich irgendeine tolle Beute (z.B. Strickzeug, Putzlappen, Socken, Handtücher …) sichern will, dann auch.

Blöd ist nur: Sie hat die Wolle und die Stricknadeln nachgekauft und strickt stur weiter. Dumm gelaufen für mich. Beim nächsten Mal überlege ich besser, ob es sich lohnt, mich zu rächen. Und wenn doch, dann muss ich mir etwas besseres ausdenken.

Wasser – ich liebe es

Wasser – ich liebe es

Oh Jaaaaaa, es ist tatsächlich so. Aber warum sollte es auch anders sein? Ich bin ja schließlich ein Wasserhund. Nun ja, das erkläre ich besser mal genauer.

Als Retriever ist es mein Job, das an- oder totgeschossene Niederwild (das sind Enten, Fasane, Hasen usw.) meinem Jäger zu bringen. Da es dabei meistens um Enten und Vögel (aber auch Hasen) geht, fallen die oft ins oder liegen am Wasser. Da muss ich dann halt rein oder rüber – über den See. Und um richtig gut zu üben, nehmen die Menschen erst einmal Dummys, die das Wild ersetzen.

Ein Dummy ist ein schwimmfähiges, mit Granulat gefülltes Säckchen aus Leinen- oder Canvasmaterial. Ein Standarddummy wiegt 500 Gramm. Es gibt aber auch kleinere für Welpen und größere Dummys, je nach Einsatz. Damit werden wir Hunde trainiert, bevor wir dann auf die echte Jagd dürfen.

Bevor es aber so weit ist und wir unseren Menschen bei der Jagd begleiten dürfen, müssen wir beweisen, dass wir es können. Als Jagdhund muss ich den Prüfungsrichtern zeigen und beweisen, dass ich mit meinem Menschen (also dem Jäger) als Team eng zusammenarbeite. Und dass sich mein Mensch zu 100 Prozent auf mich verlassen kann. Das ich überall hin rase, egal wohin er mich schickt. Und ihm alles bringe, was er haben will. Ganz wichtig: dass ich nicht jedem anderen Wild, dass gerade mal vorbeiflitz, hinterherrenne. Wuff! Das ist ganz besonders schwer – da diese Viecher doch immer so verführerisch rennen und riechen.

Aber ich schweife ab… zurück zum Schwimmen: Auch wenn uns Retrievern die Fähigkeit zu Schwimmen und aus dem Wasser zu apportieren mit der Zucht quasi in die Wiege gelegt wird, müssen wir das erst einmal lernen. Das tut sich nicht von allein. Es gibt tatsächlich Retriver, die anfangs richtig Angst vor dem Wasser haben. Ja, nicht zu glauben, es ist aber so. Also werden wir, wenn wir klein sind, langsam an das Wasser herangeführt. Unsere Menschen bringen uns bei, das Wasser toll zu finden und zu schwimmen. Bei einigen Retrievern geht das ganz schnell, andere brauchen etwas länger.

Das war jetzt meine kurze (hm, wohl doch etwas ausschweifende) Erklärung, was es mit dem Wasser auf sich hat. Und jetzt fragst du dich, wie das wohl bei mir war?

Als ich ganz klein war, sind wir einmal mit unserer Welpengruppe in der Sülz bei Rösrath schwimmen gewesen. Das war lustig und hat mir viel Spaß gemacht. Ich hatte auch gar keine Angst. Aber meine Menschen waren ja auch bei mir. Das hat mir viel Vertrauen und Sicherheit gegeben.

Kurz danach, im Spätsommer, ich war 6 Monate alt, war ich an Herrchen Veits Segelsee. Da war ich mal richtig mutig und bin sofort rein geflitzt. Ich habe sogar das Dummy gebracht, das mein Frauchen Petra für mich reingeworfen hat. Petra hat sich so gefreut. Oh – was war ich stolz. Das wars dann aber leider erstmal mit dem Wasser für mich. Wir müssen leider immer recht weit fahren, um ans Wasser zu kommen. Der Rhein ist meinen Menschen zu gefährlich. Wegen der Strömungen sagen sie immer. Außerdem kann dann ja auch der Herbst und der Winter. Und als es dann wieder wärmer wurde, kam Corona – nichts ging in der Zeit.

Aber in diesem Sommer, am 4. Juni 2020 ging es endlich wieder, und dafür gleich richtig, los.

Frauchen Petra hatte uns beim Deutschen Retriver Club (DRC) zu einem Wasserseminar angemeldet. Das war richtig toll. Die Trainerin, Betty Schwieren, hat Petra erklärt, was sie machen soll, damit ich sie besser verstehe und genau das machen kann, was sie von mir erwartet.

Das hört sich ganz einfach an, ist es aber nicht. Warum? Ich erkläre es dir an einem Beispiel, was mir passiert ist:

Ich war ja bis dahin erst zweimal im Wasser. Beim Wasserseminar war ich tatsächlich erst das dritte Mal Schwimmen.

Wir haben viele Übungen gemacht. Je öfter das 500g schwere Dummy im Wasser war, desto mehr sog es sich mit Wasser voll. Es wurde immer schwerer. Ich wollte das (für mich inzwischen wirklich schwere) Dummy aber unbedingt halten und zu Petra bringen.

Weil mir das immer schwerer fiel, geriet ich ein wenig in Panik und fing an, mit meinen Vorderläufen zu paddeln anstatt anständig zu schwimmen.

Dabei habe ich sehr viel Wasser geschluckt, das war doof. Ich wollte immer husten, hatte aber das Dummy im Fang. Ich wollte es ja auch nicht verlieren. Das alles hat mich völlig durcheinander gebracht. Plötzlich, in meiner Panik, fing Petra an, mich wie irre zu rufen und zu animieren. Wow, das hat mich richtig gut abgelenkt. Ich konnte mich wieder konzentrieren und ordentlich zu ihr schwimmen.

Als ich aus dem Wasser kam und zu ihr ging, hat Petra mich ganz doll gelobt. Ich war ja sooo stolz.

Das haben wir ein paar Mal wiederholt. Petra hat mich immer wieder wie eine Verrückte animiert. Nur gut, dass wir an einem privaten See waren und uns niemand (außer den anderen Teilnehmern, die sich genauso lustig verhalten haben) gesehen hat. Sonst hätten die Menschen, die die Arbeit mit uns Retrievern nicht kennen, Petra für völlig bekloppt gehalten.

Ich hatte auf jeden Fall ganz viel Spaß und möchte das schnell wieder machen. Jetzt verstehst du bestimmt, warum ich das Wasser liebe.

Noch mehr Wasser- und Schwimmbilder findest du hier, auf meiner Fotoseite. Schau einfach mal rein.

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