Mein Job im Büro: Junior Wohlfühl-Manager
Ich bin erst 9 Wochen alt, als ich das erste Mal zur Arbeit gehe. Jaja, ich weiß, ich bin ziemlich jung, um zu arbeiten. Aber bei uns Hunden gibt es keine Kinderarbeit. Ganz im Gegenteil, besonders wir kleinen Racker wollen beschäftigt werden. Mein Job im Büro ist: Junior Wohlfühl-Manager.
Wir Retriever, insbesondere die Golden Retriever, sind ganz sensible Hunde. Wir brauchen unsere Menschen, unsere Familien. Wir wollen immer dabei sein. Den ganzen Tag allein zu sein, ist unser größter Alptraum. Oder den ganzen Tag in irgendeiner Hundetagesstätte? Na klar, zur Not geht das mal, aber regelmäßig? Nein danke! Da ist doch die Arbeit im Büro eine perfekte Lösung.
Also, nach einer Woche Eingewöhnung bei meinen Menschen geht es los. Mein erster Arbeitstag. Meine Menschen schnallen mich im Auto an. Wir starten. Rumo ist auch dabei. Seit ich bei ihnen eingezogen bin, fahren wir das erste mal wieder Auto. Aber nicht lange, das Büro ist nicht weit weg.
Wir parken, steigen aus und gehen ins Büro. Als die Tür aufgeht, steht da plötzlich ein anderer Hund! Der ist auch noch größer als ich! Und wie neugierig er ist. Wir beschnuppern uns. Ganz schnell ist klar, wir werden gute Freunde. Er stellt sich vor: sein Name ist Carlo und er ist eine Westfälische Dachsbracke. Also auch ein Jagdhund. Klasse.

Carlo ist auch noch sehr jung – geschätzt etwa ein dreiviertel Jahr alt. Das weiß keiner so genau. Warum? Jessica, die Kollegin meiner Menschen, hat Carlo Ende Dezember 2018 aus dem Tierschutz geholt. Damals war er etwa 3 oder 4 Monate alt. Er hat als Miniwelpe ganz Schlimmes erlebt. Nur gut, dass Jessica und ihr Mann ihn zu sich geholt haben. Carlo hat sich sehr gut erholt. Inzwischen ist er ein toller, ja sogar mein allerliebster und bester Kumpel. Haha – und heute bin ich viel größer als Carlo.
Carlo und ich spielen im Büro sehr viel miteinander. Manchmal trennen uns unsere Menschen auch. Dann kommt jeder in sein Zimmer und die Türen sind mit einem Kindergitter geschlossen. Unsere Menschen sind der Meinung, wir müssten uns auch mal ausruhen. finden wir total doof. Schlafen können wir schließlich auch zu Hause.
Aber manchmal merke ich, dass meine Menschen doch Recht haben. Werden wir dann voneinander getrennt, falle ich auf der Stelle um und schlafe eine Runde. Aber nicht lange – ich könnte ja etwas verpassen!


Meine Menschen machen auch oft kleine Spielchen mit mir im Büro. Zum Beispiel verstecken sie Leckerchen, die ich suchen muss. Das ist oft ganz schön schwierig. Oder ich muss Leckerchen unter einem Eimer oder einer Schüssel herausbekommen. Und natürlich machen sie auch oft diese Standardübungen wie Sitz, Platz, Fuß usw. Das finde ich manchmal ein bisschen blöd. Aber mal ganz ehrlich: ich weiß ja, dass es sein muss.
Unser Büro ist in einem größeren Dorf. Im Ortskern von Meerbusch Osterath. Wir können zu Fuß in die Natur gehen. Es ist gar nicht weit. Nachmittags geht Petra mit mir über die Felder. Wir drehen eine Runde, machen wieder Unterordnungsübungen (bäh), Dummyarbeit (super) und ich darf herumflitzen (juhu).
Bei all dem Spaß muss ich aber auch richtig arbeiten, zusammen mit meinen Kollegen. Unsere Aufgabe im Büro ist, unseren Menschen gute Laune zu machen. Und ihnen Ruhe zu geben. Sie haben nämlich ein Job, der oft ganz schön stressig werden kann. Wenn sie uns Hunde dann streicheln, tut ihnen das richtig gut. Wir Hunde spüren auch ganz genau, wann sie genau das brauchen.
Das ist unser Job und genau das mache ich ganz besonders gerne. Ich liebe meine Arbeit. Und darum bin ich auch der Junior Wohlfühl-Manager meiner Menschen.
Nachtrag am 20. April 2020:
Jetzt ist Rumo nicht mehr da. Er ist am 14. April 2020 über die Regenbogenbrücke gegangen und in den Hundehimmel weitergezogen. Mehr dazu kannst du in meinem Beitrag „Rumo fehlt mir“ nachlesen.
Nach einer Zeit der Trauer haben meine Menschen haben mich letztendlich befördert: Ich bin mit Wirkung zum 4. Mai 2020 vom Junior Wohlfühl-Manager zum Chief Wohlfühl-Manager aufgestiegen. Senior kann ich erst werden, wenn ich mindestens 4 Jahre alt bin. Da habe ich noch drei Jahre Zeit, um ausgiebig zu üben.
Ich habe schon ein wenig Respekt vor der Aufgabe und Verantwortung. Aber Rumo hat mich gut eingewiesen und mir gezeigt, wie es geht. Für Rumo – ich werde ihm und meinen Menschen beweisen, dass ich das kann.