Wir retten zwei Entenbabies
Petra Bothmann
15. August 2020

Unser allmorgendlicher Spaziergang steht an. Wir gehen los. Meine beiden Menschen Petra und Veit, mit mir an der Leine.

Morgens gibt es zwei Runden, die wir normalerweise gehen. Wir gehen aus dem Haus und einfach geradeaus. Hier sind wir nach knapp 30 Metern schon am Feld. Meistens, wenn wir keine anderen Hunde treffen, nimmt Frauchen Petra mir auch direkt die Leine ab. Ich höre inzwischen ja schon ziemlich gut, wenn meine Menschen mich rufen. Meistens zumindest. Und wenn ich will und nichts Besseres zu tun habe.

Der zweite wäre der lange Weg zum Feld. Der nervt morgens allerdings ein wenig. Ich will mich ja gern schnell lösen (so nennen die Menschen das „Hunde-Geschäft-Machen“). Denn die Nacht ist ja gerade rum – und Du als Mensch musst morgens schließlich auch als erstens die Toilette aufsuchen. Aber dieser Weg ist ziemlich lang. Wir müssen zuerst etwa 800 Meter laufen, bis wir endlich am Feld sind. Dort darf ich dann auch frei laufen und meine Geschäfte verrichten. Was bin ich froh, dass ich ein „Landei“ bin. Ich klage auf ganz schön hohem Niveau. „Langer Weg“ mit 800 Metern zum Feld. Was sollen denn da die Stadthunde sagen.

Ja, ich weiß, Du siehst oft Hunde, die auf den Straßen an Bäume, Zäune, Hauswände, Mauern oder sogar an Autoreifen pinkeln. Oder ihre Haufen auf den Fußwegen hinterlassen. Ich darf das nicht. Auch wenn das oft noch so verführerisch riecht und ich dort unbedingt markieren möchte. „Markieren“ heißt, dass wir Rüden den Geruch eines anderen Hundes wahrnehmen und wir nochmal einen „obendrauf“ setzen wollen.

Das Markieren ist bei uns Rüden, vor allem wenn Du ein so potenter und starker Rüde bist wie ich, ganz normal. Aber NEIN, meine Menschen vermiesen mir das. Ich darf das absolut nicht. Nun ja, schade, aber irgendwie kann ich es verstehen. Manchmal, wenn sie gerade mal nicht aufpassen, mache ich das heimlich. Ich muss doch den anderen Hunden aus der Nachbarschaft klar und deutlich mitteilen, dass ich hier war. So. Das dazu. Nun aber zurück zur Entenfamilie.

Vor ein paar Tagen also nehmen wir mal wieder den (für mich morgens) doofen langen Weg. Wie immer, ist Frauchen Petra das andere Ende meiner Leine. Allerdings kommen wir nicht weit. Nach ein paar Metern sehen wir eine Entenfamilie. Oh wie süß. Die kleinen Entenbabies sind wirklich noch ganz klein. Sie sind wohl gerade erst geschlüpft. Und so flauschig. Ich zähle die Entenmama und fünf flauschige kleine Küken. Sie watscheln vor uns her. Ich bin ganz aufgeregt. Denn ich sehe das zum ersten Mal und will ihnen ganz schnell hinterher. Petra kann mich kaum bändigen.

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie bekommen die kleinen Enten wohl ein wenig Panik. Sie rennen vor uns weg. Es kommt ein Haus mit einer Einfahrt zu einer Garage. Dort watscheln sie flink rein. Das Haus hat ein Kellerfenster. Darauf steuern sie zu und – NEIN – schwupps landen zwei der kleinen Küken im Kellerschacht.

Veit filmt mich die ganze Zeit (wohl, weil ich vor Aufregung so an der Leine ziehe) und nimmt das alles auf. Schau dir mal den kleinen Film unten an. Aber als die Entenküken fallen, hört Veit sofort auf zu filmen. Er rennt zu ihnen hin. Veit ist wirklich sehr tierlieb. Er versucht, die kleinen flauschigen Küken rauszuholen. Keine Chance. Der Kellerschacht ist mit einem Gitter gesichert und dieses ist verschlossen. Petra hält mich an der Leine fest. Ich bin immer noch sehr aufgeregt. Ich merke auch die Aufregung meiner Menschen. Schließlich geht es darum, zwei Entenbabies zu retten.

Petra klingelt an der Haustür. Nach einer Weile kommt der Bewohner heraus. Was für ein Glück, denn normalerweise ist er morgens um diese Zeit schon bei der Arbeit. Die beiden reden miteinander.

Veit übernimmt mich und macht mich am Zaun fest, an der Straße und weg von der Entenmama.

Die Entenmama und ihre drei übrigen Küken machen einen ganz schönen Krach. Sie sind ziemlich aufgeregt. Das wäre ich auch, wenn meiner Familie so etwas passieren würde.

Plötzlich ist Petra weg. Sie ist mit dem Hausbewohner in den Keller gegangen. Beide kommen kurz darauf wieder raus. Jeder hat ein Entenküken in der Hand. Sie setzen die Kleinen vorsichtig auf dem Boden ab und die beiden Küken rennen ganz aufgeregt zu ihrer Mama.

Nun sind sie als Familie wieder vereint und watscheln gemeinsam die Straße entlang. Und weil die Entchen dabei so niedlich sind, haben meine Menschen das auch nochmal gefilmt (den Auszug siehst Du am Ende des Films).

Das war unsere gute Tat an diesem Tag. Wir haben zwei kleine Entenküken vor dem sicheren Tod gerettet. Ich bin stolz auf meine Menschen.

error: Geschützer Inhalt / Protected Content